Der Umzug in ein entspannteres Wohnen

Marvin ist derzeit 8 Jahre alt, hat frühkindlichen Autismus mit geistiger Behinderung sowie große Wahrnehmungsschwierigkeiten. Sehr problematisch sind Treppen, die er nicht gut steigen bzw. wahrnehmen kann. Deshalb haben wir uns für ein neues Wohnprojekt entschieden.

Von der doch anstrengenden, angespannten Wohnsituation aus einem Reihenhaus mit vielen Gefahrenstellen für Marvin in eine barrierefreie sowie gefahrenfreiere Wohnsituation.
Lange ist in uns der Gedanke gereift, in ein neues Haus umzuziehen. Wir überlegten, was verändert werden muss, damit für Marvin und die ganze Familie ein angenehmes und entspannteres Wohnen und Leben möglich wird.
Es wurde geplant, gerechnet, Wünsche geäußert bis alles so auf dem Papier stand, wie wir es uns vorstellten. Ein Bungalow sollte es werden, keine Treppen für Marvin, schon gar keine offenen, durch die er durchrutschen könnte. Kein Geländer, über das er sich beugt und eventuell drüber stürzt. Keine Kellertreppen, die er ebenfalls runterfallen könnte, in seinen Zimmern Fenster, die man abschließen kann, im Eingangsbereich ebenfalls alles eben, also keine Stufen und um das Grundstück ein Zaun, damit er nicht weglaufen kann. Wie lange der Zaun ihn aufhält, ist natürlich fraglich.

Nun wohnen wir schon einige Monate in unserem neuen Haus und sind sehr zufrieden mit der Wohnsituation. Marvin ist ziemlich entspannt, er hat auch den Umzug sehr gut verkraftet (weswegen wir zuvor doch ziemlich gemischte Gefühle hatten). Wir haben für Marvin ein Tageszimmer und ein Schlafzimmer. Er kann es also sehr gut trennen, wann Spiel-, Fernseh- und Freizeit ist und wann geschlafen wird. Wir haben die Zimmer auch fast identisch wie in unserem Reihenhaus eingerichtet. Marvins Schlafzimmer wurde so übernommen wie es war, die Wand wurde in der gleichen Farbe gestrichen wie vorher und er bekam die ihm bekannten Möbel. Marvins Tageszimmer wurde ebenfalls mit den Möbeln unseres alten Wohnzimmers bestückt, damit er nicht zu viel Veränderung hat. Er hat alles sehr gut angenommen, worüber wir natürlich absolut froh sind. Marvin kann im Haus umherlaufen ohne dass wir ständig die Angst haben müssen, er könnte die Treppen rauf oder runterfallen. Es gibt kein Geländer über das er sich beugen könnte und auch sonst sind im Moment alle Gefahrenstellen eingedämmt. Er wird natürlich größer und es werden wieder Situationen kommen, die man nicht bedacht hat. Aber im Moment läuft alles sehr gut. Man kann natürlich nicht alles verhindern bzw. es soll natürlich trotz allem noch ein einigermaßen normales Leben sein und nicht nur auf unsere besonderen Edelsteinkinder abgestimmt werden.

Natürlich ist es nicht für jeden machbar so etwas in die Tat umzusetzen, doch für uns war es eine gute Entscheidung, damit unser Leben mit Marvin weiter geht und er nicht eventuell in ein Heim gegeben werden müsste.

Manuela Eckard

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